Vampire und Marmelade
Spielen sich quer durch die Musical-Welt. Der Ruhrpottpourie Chor zeigte nun Moulin Rouge und Vampir-Tänze.
Knistern im Lito-Palast:
ausverkaufte Musical-Night des Ruhrpottpourie Chores - erotisch und bitter-böse sowie ganz bissig-amüsant
Es knistert - und nicht zu knapp.
Der Ruhrpottpourie Chor sorgte von Freitag bis Sonntag im Sterkrader Lito-Palast gleich dreifach dafür.
Die Truppe zauberte ihre sechste Musical-Night auf die Bühne. Und alle Achtung: Erneut waren die drei Vorstellungen restlos ausverkauft.
Nochmal Achtung:
Die Truppe ist kein hochbezahltes Musical-Ensemble, sondern weitestgehend sind es Musikschüler und Studenten. Es gibt noch eine Reihe weiterer beachtlicher Details, um die mittlerweile 60 Personen umfassende Truppe. Bei ihrem aktuellen Programm mit den besten Auszügen aus Moulin Rouge lohnte sich auch genaueres Hinschauen.
Rauchig-rötlich schimmert der Lito-Palast. Willkommen im Freudenhaus steht auf den Schildern. Und die Freude über das mit bitter-bösen Texten angereicherte Stück ist spürbar: knister, knister.
Erotisch sicher, aber jugendgerecht allemal.
Was wiederum Sinn macht, für einen Jugendchor auf der Bühne.
So ist die Geschichte um das Moulin Rouge eine fesche Kostümparty.
Knapp gefasst.
Viele Eltern der Protagonisten haben beim Fertigen geholfen.
Und die Ergebnisse - gleiches gilt für die Kulissen - genügen durchaus höheren Ansprüchen.
Was locker macht und unverkrampft gezeigt wird, ist bemerkenswert:
Riesige Travestie-Nummern, Kicher-Alarm im Bettchen, Bein-Akrobatik in Video-Clip-Ästhetik.
Wegschauen verboten - und ehrlich gesagt wäre dies auch grober Frevel.
Denn auch die Kleineren im Chor haben ihren Auftritt.
Sie fungieren, im Stück wären sie - klaro - fehlplatziert, als Überleitung der Kapitel.
Dürfen nett ins Publikum grüßen und mit den Titeltafeln spazieren fahren.
Lieder gibt´s, solange die rote Laterne leuchtet - und das nicht zu knapp.
"Lady Marmelade" - ziemlich lecker.
"Ich bin was ich bin" - optisch opulent.
"Big Spender" - hoher Ohrwurmfaktor.
Das Wechselspiel aus feuriger Dynamik und anrüchiger Hauch-Mentalität gelingt – Applaus!
Die Musical Night zeigt sich kompakter:
Die Konzentration auf zwei Stücke ist gelungen.
So tummelte sich im zweiten Teil noch das jüngere Ensemble zum Tanz der Vampire.
Und zeigte eine Zugabe in Überlänge:
Mit zappelnden Vampiren und kleinen Schauergestalten ein amüsantes Vergnügen.
Die Show mit der Truppe um Birgit Zacher und den Choreografien von Daniela Werner hatte jedenfalls Biss.
Pressebericht WAZ 2005
Aufgebrachter Pöbel stürmt Lito-Palast
Bewegende Szene aus "Die Schöne und das Biest" war nur ein Höhepunkt der umjubelten Musical Night in Sterkrade
Keiner kann sie aufhalten.
Die aufgebrachte Menge bahnt sich mit Mistgabeln, Strohbesen und Teppichklopfern den Weg durch den altehrwürdigen Lito-Palast.
Der Pöbel begehrt auf und bringt seine Forderungen mit einem flotten Liedchen laustark zum Ausdruck.
"Die Schöne und das Biest" dient als Vorlage für diese beeindruckende Szenerie, die der Ruhrpott-Pourie-Chor am Wochenende dreimal ausverkauft zum Besten gab.
Seit fünf Jahren musiziert sich eine engagierte Nachwuchs-Truppe durch die launige Welt der Musicals.
Und hört man beim Applaus der Besucher genau hin, erkennt jeder die helle Begeisterung für das mittlerweile 60-köpfige Ensemble.
Dies kann aber nicht nur in den sicheren, stets sorgfältig choreografierten Darstellerbemühungen Begründung finden, sondern in der inhaltlichen Bühnenpräsenz.
Wann schon bekommt man nicht nur ein weltbekanntes Musical auf den Brettern serviert, sondern gleich mehr als eine Handvoll bekannter Melodien in die Gehörgänge gehaucht?
Die Ruhrpott-Pourieaner reisen seither durch die Klassiker des Genre und nehmen ihr Publikum gleich mit auf diesen Ausflug.
Gefühlvolle Melodien aus "Elisabeth", geschnurrter Charme der "Cats" oder kriminelle Knister-Erotik der Marke "Chicago".
Die Auswahl war geschmacksneutral, was heißen soll, dass jeder Musical-Freund mit einer Selektion seines Lieblingsstückes bedacht wurde.
Ein bunter Strauß musischer Töne, bei denen selbst "Joseph" oder der "König der Löwen" nicht außen vor blieben. Dass man gar nicht früh genug mit der Musical-Karriere beginnen kann, bewiesen die "Ruhrpöttchen", die wahren Kleindarsteller der Truppe.
Manche kaum älter als der Chor selbst, begeisterten mit ihren Mini-Auftritten, ob als Katzenkinder oder Porzellantasse in einem Teewagen.
Und später kann, das wurde bereits bewiesen, durchaus die große Bühne folgen. Einige Ruhrpott-Pourie-Mimen der ersten Stunde erhalten heute Engagements in großen Musicals oder studieren die Kunst des musikalischen Geschichtenerzählens professionell.
Mit bunten Luftballons und Blumenkränzen feierten das Moderationsduo Birgit Zacher und Michael Röder ausgelassen die gelungene Premiere am Freitagabend.